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Erste Gehversuche in Bring-Your-Own-Device

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In diesem Blogthema beschreibe ich meine ersten Gehversuche mit Bring-Your-Own-Device (BYOD) im Schulunterricht. Aktuell teste ich BYOD in meinen Biologieklassen. Bevor mit BYOD im Unterricht gestartet werden kann, müssen von der Schulträgerseite Voraussetzungen geschaffen werden.

Zunächst werfen wir gemeinsam jedoch einen Blick auf die Vor- und Nachteile von BYOD.

Vorteile und Nachteile von BYOD auf einen Blick

Vorteile von BYOD Nachteile von BYOD
  • Die Schülerinnen und Schüler sind Digital Natives. Sie unterscheiden zunehmend nicht mehr zwischen Realität und Virtualität. Die Digital Natives haben Potenzial unsere Gesellschaft zu verändern (vgl. Neef et. al 2009). Schule bietet hier eine Chance, Einfluss auf diese Veränderung nehmen zu können.
  • Das Arbeiten an den eigenen mitgebrachten mobilen Geräten ist gewohnt und motiviert enorm. Das durfte ich schon bei der bloßen Ankündigung von BYOD in meinen Klassen wahrnehmen.
  • Schülerinnen und Schüler verbinden einen gesteigerten Erlebniswert in der Nutzung mobiler Geräte (vgl. Fromme, J. 2017). Dieser Erlebnismehrwert kann auch in die Schule gebracht werden. Somit ist auch Schule mehr Erlebnis und eine weitere Motivation für Schule per se ist gegeben.
  • Das Mitbringen von eigenen Geräten kostet den Schulträger nicht so viel Geld, als wenn er Laptopwagen oder ganze Computerräume komplett ausstatten müsste.
  • 97% der Jugendlichen von 16-17 Jahren, 95% der Jugendlichen von 14-15 Jahren und 91% der Jugendlichen von 12-13 Jahren besitzen 2016 ein Smartphone. Dies ist der Höhepunkt des Aufwärtstrends seit 3 Jahren (vgl. Infografik "Besitz von Smartphones bei Jugendlichen").
  • Der Datenschutz ist schwierig bei selbst mitgebrachten mobilen Geräten.
  • Auch gestaltet sich die Kontrolle der Nutzung bei Schülerinnen und Schülern schwieriger beim Gebrauch der mitgebrachten Geräte. Mit ein wenig Erfahrung bekommt man aber schon mit, wenn mal auf Facebook oder Co gegangen wird, anstatt sich um den Unterrichtsstoff zu kümmern. Und sind wir mal ehrlich: Wir Lehrer sind ja auch keine Engelchen.
  • Hängen viele mobile Geräte an einem Accesspoint, so kann die Übertragung ins Internet auch mal länger dauern. Hier schaffen intelligente Übergabe-Systeme (aerohive oder unify) Abhilfe. Diese Systeme kosten allerdings auch ein wenig mehr als Standard-Accesspoints, wie sie beim Coovachilli-w-LAN-Server Verwendung finden.
  • Voraussetzung muss natürlich ein funktionierendes w-LAN sein. Schmiert die IT mal ab, dann kostet es den Kindern ihre Datenvolumen. Und das mögen sie gar nicht.
Infografik - Smarpthonebesitz bei Jugendlichen 2016
Quelle: eigene Grafik beruhend auf der KIM-Studie 2016, mpfs, S. 23

Voraussetzungen für BYOD

Der Schulträger sollte ...

  • eine pädagogische Musterlösung zur Verfügung stellen. Im Moment sind in Baden-Württemberg folgende zwei am Markt:
    • linuxmuster.net (https://www.linuxmuster.net)
    • paed-ML (Linux, Novell oder Windows)
  • flächendeckendes w-LAN bewilligen. Wer linuxmuster.net fährt gut mit dem coovachilli-Server (einer von linuxmuster.net mitgebrachten w-LAN-Lösung). aerohive und unify-Lösungen für w-LAN sind natürlich wünschenswert. Sie beherrschen die intelligente Übergabe von mobilen Geräten an den nächstgelegenen Accesspoint. So können Lastspitzen auf einem Accesspoint abgefangen werden.

Weitere wichtige Punkte:

  • Es sollten Vereinbarungen über die Nutzung von mobilen Geräten und Bildrechtklärungsformulare den Schülerinnen und Schülern ausgeteilt werden, mit denen BYOD durchgeführt werden soll. Beispielformulare finden sich in diesem Artikel weiter unten.
  • Streaming-Lösungen (fest installierte Beamer, Streaming-Gerät) sollten in den BYOD-Klassenzimmern vorhanden sein. Hier bietet sich Apple-TV oder chromcast an. Je nachdem, welche Geräte mehr Verwendung finden. Aktuell ist der Trend eher zu androiden Systemen, also trifft die Wahl auf Chromecast. Im Moment mache ich Erfahrung mit Apple-TV und versuche auch androide Systeme anzubinden. Hierzu schreibe ich auf diesem Portal noch einen weiteren Artikel, wenn ich es geschafft habe.

Dokumente für die Schülerinnen und Schüler

Um eine gewisse Sicherheit für BYOD zu haben, empfiehlt es sich, einige Formulare an die Klassen mit BYOD auszugeben. In der unten angeführten Liste finden Sie Dokumentenbeispiele. Ich habe Sie auf das Markgrafengymnasium in Durlach (https://mgg.karlsruhe.de) angepasst.

In dieser Liste findet sich auch eine aktuelle App-Vorschlagsliste für das Unterrichtssetting BYOD. Hier sollten die Schülerinnen und Schüler nicht kaufen oder herunterladen müssen, sondern es auf einer Freiwilligenbasis machen dürfen. Das erspart in erster Linie Speicherplatzdiskussionen von Seiten der Schülerinnen und Schüler. Wenn man dann noch die Eltern informiert, spart es unnötige Erklärungen.

Nutzungsvereinbarung und Bildrechte
Apps für BYOD

Unterrichtssettings

Recherchen klassisch und modern

Das Schöne an BYOD ist, man kann es in seinen ausgearbeiteten Unterricht ohne Probleme einbauen:

  • Recherchen lassen sich an den eigenen Geräten spontan gut durchführen
  • Der Entwurf von Präsentationen kann mit Hilfe der eigenen mobilen Geräte schnell in den Unterricht eingebaut werden. Hier helfen prezi und die Büroapps auf den jeweiligen mobilen Geräten.
  • Arbeitsblätter können mit oneNote oder besser noch Explain Everything gescannt und über den Beamer an die Wand geworfen werden. Werkzeuge der App lassen die Schülerlösung durch die Lehrkraft bearbeiten (z.B. markieren, verbessern, ...)
  • Der neue Trend in naturwissenschaftlicher Didaktik zu LernJobs unterstützt das BYOD-Setting.

Auf einer weiteren Seite werde ich demnächst mögliche Arbeitsmaterialien zur Verfügung stellen. Diese müssen jedoch noch teilweise entworfen werden.

Außerdem gibt es einen wiki-Eintrag in meinem Wiki über ByoD, der dieses Unterrichtssetting erklärt.

Literatur

  • Behrens, R; Rathgeb, T (2017). "KIM-Studie 2016". Kindheit, Internet, Medien. Hrsg. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs). Internet https://www.mpfs.de/studien/kim-studie/2016/. Heruntergeladen am 11.06.2017. Herunterladbarer unter 
    KIM-Studie 2016
  • Fromme, J. (2017).
    "Handys im Alltag von Kindern und Jugendlichen". Neue Medien als wiederkehrende Herausforderung für Bildung und Erziehung. www.familienhandbuch.de. Internet http://www.familienhandbuch.de/medien/handy/HandysimAlltagvonKindernundJugendlichen.php. Abruf am 11.06.2017.
  • Kroker, B. (2017). "Tablets in der Schule - 8 Tipps zur Umsetzung einer Tablet-Klasse". Betzold-Blog. Arnulf Betzold GmbH. Internet https://www.betzold.de/blog/tablets-in-der-schule/. Abgerufen: 08.08.2017.
  • Kuntze, M. (2018) „BYOD". Erste Erfahrungen im Schulunterricht der Sekundarstufe I und II. Nordstedt: BoD - Books on Demand. ISBN 978-3-74-60494-10.
  • Neef, A.; Schroll W.; Theis B. (2009).
    "Die Revolution der Web-Eingeborenen". Manager-Magazin Online. Internet http://www.manager-magazin.de/unternehmen/it/a-625126.html. Abruf am 11.06.2017.
  • vom Orde, H.; Durner, A. (2017). "Grunddaten Jugend und Medien 2017". Internationales Zentalinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI). Internet http://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/Grundddaten_Jugend_Medien.pdf. br-online. Abgerufen am 11.06.2017. Herunterladbar unter 
    Grunddaten Jugend und Medien

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Tags: Unterrichtsgestaltung, BYOD, Bring your own Device, Unterrichtssetting